Bletterbachschlucht

Bletterbachschlucht – Grand Canyon Südtirols

Sie wird als der Grand Canyon Südtirols bezeichnet und gibt faszinierende Einblicke in die Geschichte der Dolomiten – die Bletterbachschlucht. Am Fuße des Weißhorns und damit innerhalb der Südtiroler Bezirksgemeinschaft Überetsch-Unterland ist ein Naturpark zu finden, der Jahr für Jahr zahlreiche Besucher anlockt, die eine Reise in die Vergangenheit, eine Reise in die letzten Jahrmillionen unternehmen möchten. Und dies ist in der Tat so. Denn nirgendwo anders hat man in Südtirol eine derart fantastische Gelegenheit, die Entstehung der Dolomiten nachzuvollziehen.

Die Bletterbachschlucht befindet sich im Gemeindegebiet von Aldein an der Westseite des Weißhorns. Naturgewalten, die vor zirka 15.000 Jahren hier vorgeherrscht haben, haben die Bletterbachschlucht entstehen lassen. Man berechnete, dass im Rahmen der Entstehung der Bletterbachschlucht etwa 15 Milliarden Tonnen Gestein in Richtung Etschtal transportiert wurden und so die etwa 400 Meter tiefe und etwa 8.000 Meter lange Schlucht entstand.

Heute ist die Bletterbachschlucht ein Naturdenkmal und ein Erlebnispark, der seinem Namen mehr als gerecht wird. Im Zuge der Anerkennung der Dolomiten als UNESCO-Weltnaturerbe, wurde auch der Bletterbachschlucht diese hohe Anerkennung – die höchste weltweite Auszeichnung, welche eine Naturstätte je erhalten kann, zuteil. Mit der Anerkennung als Weltnaturerbe wird durch die UNESCO vor allem geomorphologische und geologische Bedeutung und die Einzigartigkeit der Dolomiten verdeutlicht.

Heute besuchen vor allem Urlauber die Bletterbachschlucht, die etwas über die Vergangenheit und die Entstehung der „bleichen Berge“, wie die Dolomiten aufgrund ihres hellen Gesteins oftmals bezeichnet werden, erfahren möchten. Ein Besuch der Bletterbachschlucht kann in diesem Zusammenhang durchaus als ein Streifzug durch die Geschichte unseres Planeten bezeichnet werden. Zahlreiche und interessante Fossilien, die die Forscher in diesem Gebiet entdeckt haben, machen einen Besuch der Bletterbachschlucht nochmals interessanter.

Wanderwege durch die Bletterbachschlucht

Um die Bletterbachschlucht zu Fuß zu erkunden, kann man zwischen verschiedenen Wanderwegen wählen. Direkt durch die Schlucht führt der sogenannte „Geo-Weg“. Entlang dieses Weges wurden 16 verschiedene Hinweistafeln aufgestellt. Diese geben Informationen, welche Besonderheiten man an den umliegenden Gesteinswänden erkennen kann. Aber auch über die Geschichte der Dolomiten und der Erde werden hier interessante Fakten wiedergegeben. Die Hinweistafeln erläutern zum Beispiel die einzelnen Gesteinsschichten oder erklären wertvolle Funde, die die Forscher hier entdeckt haben.

Die Bletterbachschlucht sollte man nur bei gutem Wetter durchwandern. Ein gutes Schuhwerk und eine Wanderbekleidung werden dabei dringend angeraten. An Regentagen oder während eines Gewitters sollte die Bletterbachschlucht überhaupt nicht durchwandert werden. Ebenso ist nicht gewährleistet, dass die Schlucht nach längeren Regenfällen – zumindest teilweise – durchwandert werden kann. So kann es sein, dass aufgrund von Überschwemmungen nur ein Teil der Bletterbachschlucht durchwandert werden kann.

Durch und um die Bletterbachschlucht führen verschiedene Wege, die folgend näher dargestellt werden. Durch die Bletterbachschlucht werden auch Führungen angeboten. Diese dauern zirka 3 ½ Stunden und werden in der Zeit von Mai bis Anfang November angeboten. Die Führungen, im Rahmen derer man interessante Informationen zur Bletterbachschlucht und zur Entstehung der Dolomiten erhält, werden immer dienstags, donnerstags und sonntags angeboten. In den Monaten Juli bis Mitte September, also während der Hochsaison, werden die Führungen sogar täglich angeboten. Um an einer Führung durch den Bletterbach teilzunehmen, ist es erforderlich, dass sich die Interessierten bis zum Vorabend bei GEOPARC Bletterbach-Besucherzentrum anmelden.

Wald-Lehrpfad

Ein relativ leichter und gut begehbarer Weg ist der Wald-Lehrpfad. Dieser bietet die Möglichkeit, viele Informationen über den Wald zu bekommen und gleichzeitig die Bletterbachschlucht zu besichtigen. Der Wald-Lehrpfad führt um das GEOPARC-Besucherzentrum und eignet sich auch für Rollstuhlfahrer und Kinderwägen, da es sich um einen relativ breiten Kiesweg handelt.

Geht man den Wald-Lehrpfad, bekommt man auf den Hinweistafeln zahlreiche Informationen zu den Tieren und Pflanzen, welche im Wald zu finden sind bzw. welche hier leben bzw. wachsen. Am Aussichtspunkt des Wald-Lehrpfades hat man einen guten Blick in die Bletterbachschlucht.

Butterloch

Eine Rundwanderung, welche durch die Bletterbachschlucht führt, ist die Rundwanderung bis ins Butterloch. Die Rundwanderung kann vom Geomuseum in Radein oder vom Besucherzentrum „GEOPARC Bletterbach“ gestartet werden. Zunächst läuft man bis zum Taubenleck (Weg Nr. 3). Von hier aus geht es über einen schönen Weg, welcher entlang des Bletterbaches führt und auch einige Male überquert werden muss, bis zum Wasserfall. Eine Treppe führt zur Wasserfall-Oberkante. Von der Oberkante des Wasserfalles führt der Weg wieder zum Besucherzentrum GEOPARC Bletterbach (links) oder zum Ausgangspunkt nach Radein (rechts) zurück.

Die Rundwanderung bis ins Butterloch hat von Radein eine Strecke von etwa 4,7 Kilometern und vom Besucherzentrum „GEOPARC Bletterbach“ eine Strecke von 3,6 Kilometern. Im Rahmen der Rundwanderung ist ein Höhenunterschied von etwa 250 Metern zu überwinden.

Gorz

Auch die längere Rundwanderung bis in die Gorz kann entweder vom Geomuseum in Radein oder vom Besucherzentrum „GEOPARC Bletterbach“ begonnen werden. Für diese Rundwanderung sollte man sich 3 ½ bis 4 ½ Stunden Zeit nehmen. Die Gesamtstrecke beträgt vom Besucherzentrum etwa 6,4 Kilometer und von Radein etwa 4,7 Kilometer.

Die Rundwanderung bis in die Gorz führt zunächst identisch wie die Rundwanderung bis in das Butterloch (s. oben) bis zur Oberkante des Wasserfalls. An dieser Stelle muss man dann jedoch bis zum Talschluss weiterlaufen. Diese Rundwanderung ist schon alleine deshalb sehr zu empfehlen, da sich am Talschluss ein traumhafter Blick in die Bletterbachschlucht bietet. Am Talschluss geht es schließlich weiter bis zum Gorzsteig. Hat man den Gorzsteig erreicht, kann man von hier aus wieder nach Radein zurücklaufen oder rechterhand zum Besucherzentrum gelangen.

Die Gesteinsschichten

Wer die Bletterbachschlucht durchwandert, der kann die einzelnen Gesteinsschichten der Dolomiten sehen und erfahren, in welchen Etappen diese im Laufe der Jahrmillionen entstanden sind.

Bozner Quarzporphyr

Die älteste und zugleich unterste Schicht der Dolomiten besteht aus dem Bozner Quarzporphyr – auch Etschtaler Vulkanit-Gruppe bezeichnet – und hat ein Alter von etwa 280 Millionen Jahren. Die Bozner Quarzporphyr-Schicht entstand durch Vulkanausbrüche mit dem einhergehenden Ausstoß von Asche und heißer Lava.

Grödner Sandstein

Oberhalb der Schicht aus Bozner Quarzporphyr folgt eine Sandstein-Schicht. Diese Schicht hat eine Stärke von 250 Metern und besteht aus dem sogenannten Grödner Sandstein. Wasser, Wind und Hitze haben diese Schicht entstehen lassen. In die küstennahen Gebiete wurde durch die Flüsse Sand gespült, welcher sich schichtweise abgesetzt hatte. Die später darüber liegenden Schichten übten auf den abgesetzten Sand einen tonnenschweren Druck aus, sodass dieser zusammengepresst wurde und den heute sichtbaren Grödner Sandstein bildete. Diese Schicht ist für die Forscher sehr interessant, da in dieser Pflanzenreste und Tierspuren eingebettet sind und aufschlussreiche Informationen über das Leben geben, welches vor vielen Jahrmillionen hier stattgefunden hat.

Bellerophon-Schichten

Die Bellerophon-Schichten sind im Talschluss zu finden und haben eine Stärke von zirka 60 Metern. Die Bellerophon-Schichten folgen der Schicht aus Grödner Sandstein. Die Entstehung dieser Schicht geht auf das Ende des Perms zurück. Das Land sank in dieser Zeitepoche ab und das Meer breitete sich aus. Damit entstanden Lagunenbereiche und flache Küstengewässer. Wechselnde Perioden überfluteten die Lagunenbereiche bzw. trockneten diese aus. Der Schlamm wurde durch die Hitzeperioden und die Trockenheit zu Gipsknollen geformt.

Werfener Schichten, Richthofen-Konglomerat

Am Übergang vom Erdaltertum zum Erdmittelalter befindet sich nach den Bellerophon-Schichten die Perm-Trias-Grenze. Diese Grenze entstand vor 248 Millionen Jahren. Nach der Grenze befinden sich die Werfener Schichten, eine etwa 400 Meter starke Oolithbank. Danach folgt das Richthofen-Konglomerat. Diese Schicht ist nur wenige Meter stark und besteht aus den unterschiedlichsten Komponenten.

Sarldolomit

Die letzte und oberste Schicht der Dolomiten besteht aus dem Sarldolomit. Diese befindet sich über dem Richthofen-Konglomerat und hat eine helle Färbung. Dieses helle Gestein sorgt für die helle Erscheinung des Weißhorns, was letztendlich auch für die Namensgebung des Berges ausschlaggebend war.

Besucherzentrum GEOPARC Bletterbach

Jedem, der die Bletterbachschlucht besucht, sollte auch dem Besucherzentrum „GEOPARC Bletterbach“ einen Besuch abstatten. In diesem Besucherzentrum kann man interessante Informationen über die Bletterbachschlucht selbst, aber auch über die Entstehung der Dolomiten erfahren. Funde, welche in der Bletterbachschlucht entdeckt wurden, sind in dem Besucherzentrum ebenfalls ausgestellt. In dem Besucherzentrum ist ein kleiner Shop, in dem verschiedene Andenken an den Besucher der Bletterbachschlucht erworben werden können.

Um den interessanten Teil des Besucherzentrums – das Museum – sehen zu können, muss ein Eintritt gezahlt werden. Auch der Parkplatz vor dem Besucherzentrum ist kostenpflichtig.

Von Mai bis Anfang November ist das Besucherzentrum „GEOPARC Bletterbach“ geöffnet. Die Öffnungszeiten sind täglich von 09:30 Uhr bis 18:00 Uhr.

Besucher, die die Bletterbachschlucht einmal gesehen haben, können die Worte, welche am Eingang des Besucherzentrums zu lesen sind, nur bestätigen. Hier ist in großen Lettern zu lesen: „Offene Berge. Zu Stein gewordene Zeit. Bletterbach“.

Quelle: https://rosengarten-latemargebiet.com

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