Das Schert im Titschenbach
In Salurn gibt es im hinteren Teil des Ortes einen Wasserfall. Leider entspringt aus dem Felsenspalt heute nicht mehr kontinuierlich das Wasser in die Tiefe. Man hatte irrtümlicherweise im Zuge der Wildbachverbauung die wasserundurchlässige Schicht abgetragen. Dies hat zur Folge, dass das Wasser des Titschenbaches nur noch nach starken Regenfällen den Wasserfall „wiederbelebt“. Wie über so vieles in Südtirol gibt es mit dem Schwert im Titschenbach über diesen Wasserfall eine eigene Sage.
Der Sage nach führt der Schlund, aus dem der Wasserfall entspringt, in geheimnisvolle Tiefen. Zwei Jungen aus Salurn, der südlichsten Gemeinde Südtirols, kamen eines Tages beim Reisig sammeln an dem Schlund vorüber und entdeckten am Rande des Schlundes ein riesiges Schwert. Der Griff des Schwertes war aus purem Gold. Die zwei Jungen bewunderten das Schwert und zogen es bis zur Hälfte aus der Erde. Sie wagten es jedoch nicht, das Schwert vollständig aus der Erde zu ziehen und mit nach Hause zu nehmen.
Die Tiefen des Schlundes
Am nächsten Tag kamen die zwei Jungen wieder an die gleiche Stelle, an der sie am Vortag das wertvolle Schwert gefunden hatten. Als sie ankamen, stieg ein großer Mann, der eine vornehme Kleidung trug, aus der Tiefe. Die zwei Jungen bekamen es mit der Angst zu tun und wollten fliehen. Doch der große Mann packte den älteren der beiden Jungen an den Schultern und nahm ihn in die Finsternis des Schlundes mit. Unten angekommen, konnte der Junge nicht glauben, was er hier sah. In der Tiefe des Schlundes öffnete sich ein helles Land mit herrlichen Gärten und ein prachtvolles Schloss. Der Junge wurde von dem Mann in goldfunkelnde Zimmer geführt, die er über blanke Marmorstiegen erreichte. In den Zimmern lagen unermessliche Schätze. Zum Schluss kamen die beiden in den hohen Saal. Hier flammte in der Saalmitte ein mächtiges Feuer.
Mit trauriger Stimme erklärte er dem Jungen, dass er unendlich reich und unbesiegbar geworden wäre, hätte er am Vortag das Schwert vollständig aus der Erde gezogen. Zudem wäre der Mann erlöst worden. Er sagte zu dem Jungen, dass er nun wieder in das Feuer zurückkehren muss und stürzte sich kurz darauf in die Flammen, welche über ihn sofort zusammenschlugen. Entsetzt floh der Junge aus dem Schloss.
Erst am nächsten Tag erwachte der Junge wie aus einem schweren Traum am Rande des Schlundes am Titschenbach...